Interessiert dich nicht auch, was ich zum Thema Spannungsbogen schreibe? Es könnte richtig witzig werden. Vielleicht ist es aber auch sehr interessant. Womöglich bringe ich dich zum nachdenken oder es ist dann doch völlig belanglos. Du siehst, selbst in so einer plumpen Einleitung hat ein Spannungsbogen schon ein polarisierendes Potenzial. Letztlich darf ich dir aber schon jetzt versichern, dass dieser Blog am Ende nur zeigen soll, warum Neugier und Spannung immer wieder das Salz in einer guten Gesprächssuppe sind.
Die liebe Neugier
Denn klar ist, wir Menschen sind für gewöhnlich neugierig. Ob wir wollen oder nicht, es gibt Themen, für die wir uns interessieren. Genauso wie es Dinge gibt, die wir einfach mal ausprobieren müssen, weil es uns sonst keine Ruhe lässt. Und weil das so ist, gibt es ganz konsequent auch Menschen, die diese Umstände bedienen..
Da wären zum Beispiel die Autoren guter Bücher, die einen mit dieser Qualität durch hunderte von Seiten fesseln. Gleiches gilt für Regisseure bei Filmen. So manch ein Geschichtenerzähler kann uns stundenlang in eine andere Welt entführen, einfach weil es spannend ist.
Wie wird sich der Hauptdarsteller entscheiden? Wie befreit sich die Helden aus der brenzligen Situation? Die Kunst ist glaube ich dabei gar nicht mal, etwas geheimnisvolles oder mysteriöses aufzubauen. Es ist viel mehr eine Schwierigkeit, ein schlüssiges Ende zu finden, damit der Spannungsbogen auch die Chance hat, harmonisch auszuklingen.
Ich persönlich mag zum Beispiel keine Cliffhanger-Enden bei Filmen. Du weißt schon, dieser scheinbar moderne Trend, dass ein Film abrupt endet. Es ist das eine, dass man manchmal mit ein paar offenen Fragen zurückgelassen wird. Mittlerweile habe ich in der Filmwelt das Gefühl, dass viel zu oft mit einer guten Idee gestartet wird und sie dann selbst nicht weiß, womit sie eigentlich enden wollte. Bevor sie sich dann für irgendwas entscheidet, gibt es einen Cliffhanger oder ein völlig offenes Ende. Und auch wenn ich grundsätzlich einen Filmabend mit meiner Frau oder meinen Freunden als eine gute Sache einordnen würde, finde ich es schon irgendwie besser, wenn ein Film wirklich stimmig endet. Es gibt einen Unterschied zwischen einem Spannungsbogen und einem plötzlichen Spannungsabbruch und nur eins davon finde ich gut. Aber lass uns gar nicht zu sehr bei Filmen blieben. So ein Spannungsbogen taucht auch sehr oft im Alltag auf.
Die offensichtliche Variante
Ein Spannungsbogen, der für mich immer wieder funktioniert, ist Weihnachten. Genau genommen gibt es dabei sogar zwei Spannungsbögen. Der eine ist, dass es eine gewisse Aufregung mit der Frage gibt, was man wohl geschenkt bekommt. Zusätzlich dazu finde ich es sehr aufregend zu sehen, wie jemand auf sein Geschenk reagieren wird.
Kleiner Randaspekt, ich bin ganz furchtbar im Geschenke bekommen. Insofern habe ich eigentlich sogar den dritten Spannungsbogen, bei dem ich recht intensiv hoffe, dass ich kein Geschenk bekomme (wohlwissend, dass das eher Quatsch ist). Wobei ich selbst bei dieser dritten Variante am Ende trotz aller Aufregung immer sehr glücklich bin.
Egal ob du alle drei dieser Aufregungen kennst oder nur eine einzelne Variante für dich funktioniert. An Weihnachten entsteht aus jedem dieser Wege Vorfreude und das Wissen, dass mindestens für ein paar Momente viel Freude das dominierende Gefühl ist und ich finde, alleine das ist etwas sehr schönes.
Man muss aber gar nicht auf Weihnachten warten. Es gibt sehr viele Beispiele in diese Richtung. Nehmen wir deine Freunde oder Familie. Bei manchen Leuten weißt du bestimmt vor dem Treffen schon längst, dass du mit der Person eine gute Zeit haben wirst. Und trotzdem – egal wie klar es ist, dass der Tag gut enden wird, was genau ihn gut gemacht hat, musst du erst noch herausfinden. Eine schöne Spannung, nicht wahr?
Unfreiwillig spannend
Etwas, was ich im Alltag immer wieder erlebe, ist der unfreiwillige Spannungsbogen. Ein Phänomen, welches ich von beiden Seiten kenne. Wahlweise bin ich der, der die Neugier erzeugt, manchmal bin ich der, der neugierig ist.
Ganz klassisch passieren mir solche Momente, wenn ich mich über etwas banales freue, durch meine Freude aber scheinbar so wirke, als wäre es etwas ganz Großes. Stell dir die Situation vor, in der ich sowas sage wie: „Heute Abend zaubere ich ein riiichtig geiles Essen!“. Und während mein gegenüber gedanklich bei Hummer ist, den ich in Einhornmilch eingelegt habe und danach in Blattgold frittiere, bin ich eigentlich nur bei Bratkartoffeln.

Je nachdem ob die Bratkartoffeln dann golden und knusprig oder wabbelig und fad werden, geht der Spannungsbogen in diesem Beispiel wohl gut oder schlecht aus.
Andersrum kenne ich die Situation nur zu gut, wo mir jemand kurz angebunden irgendeine Information zuwirft und mich dann damit allein lässt und ich stundenlang im Gedankenkarussel sitze und mich frage, was da wohl auf mich zukommt. Den Klassiker „Wir müssen mal reden… ich melde mich später.“- kennt vermutlich jeder. Natürlich hängt es viel von den Umständen und der Beziehung ab, die man mit der Person hat, die diesen Satz sagt. Es macht schließlich einen Unterschied ob der wütende Chef das sagt, oder die geliebte Ehefrau. So oder so – im Regelfall reicht es locker für ein bisschen Aufregung.
Viel zu oft entsteht dieser Moment im Alltag ungewollt. Es reicht schon, wenn es mal kurz an der Tür klingelt oder dein Gegenüber kurz ans Telefon muss, während man im Gespräch ist. Schwupps entsteht diese Pause und die Neugier mit all der Aufregung hat freie Bahn.
Ich mag dieses Moment ehrlicherweise recht gern. Auch wenn ich natürlich insgeheim weiß, dass in den meisten Fällen das Gespräch wohl eher nicht mit der Information über den Lottogewinn, die neue Superkraft oder sonst einem Spektakel fortgesetzt wird. Es sind eben doch recht oft dann nur die Themen der Kategorie Bratkartoffeln.
Trotzdem. Es ist wie mit der Idee zu Weihnachten. Das Gespräch ist ein Geschenk und es ist in den meisten Fällen einfach schön, dass man überhaupt damit beschenkt wird. Manchmal braucht es aber eben auch Geduld, bis man ein Geschenk auspacken darf. Da müssen wir alle durch und irgendwie, bringen diese kleinen Spannungsmomente doch auch viel schönen Reiz in den Alltag, findest du nicht?
Mein persönlicher Spannungsbogen bei diesem Beitrag endet mit der Frage, ob der Text eigentlich gut ist. Kommentieren vielleicht Leute darunter oder verpufft das Ganze im Niemandsland des Internets. Da habe ich so über Cliffhanger-Enden gemeckert und nun selbst eines erzeugt. So kann es gehen. Immerhin bleibt damit auch die Spannung, ob es beim nächsten mal anders wird.
Die Welt ist schon gut, weil es Spannungsbögen gibt.
Wir lesen uns beim nächsten mal wieder.






Hinterlasse einen Kommentar