Frühaufsteher

Bestimmt kann man wissenschaftlich herleiten, dass es Tageszeiten gibt, an denen man besser oder eben auch schlechter funktioniert. Ich bin allerdings großer Fan davon, dass man das mit der Zeit für sich herausfindet. Meine persönliche Lieblingszeit sind die Morgenstunden. Jene Zeit, wo der Tag gerade anbricht. Welche Vorteile die frühen Stunden mitbringen und warum ausschlafen kein Widerspruch zum frühen Aufstehen ist, will ich versuchen heute zu beschreiben.

Morgenstund hat Gold im Mund

Vielleicht mache ich am Anfang einen kleinen Realitätscheck. Ich weiß, dass ich ein paar Privilegien habe. Beispielsweise habe ich einen Beruf am Computer und salopp gesagt möchte mein Arbeitgeber, dass ich etwa 8 Stunden pro Tag meiner Tätigkeit nachgehe. Wann diese 8 Stunden sind, ist ihm verhältnismäßig egal. Ich habe auch keine schulpflichtigen Kinder oder sonstige zeitliche Verpflichtungen. Kurzum – gemessen am Rest der Welt, habe ich sehr freie Gestaltungsmöglichkeiten für meine Tagesabläufe. Vielleicht erhöht diese Freiheit aber nun auch noch ein bisschen mehr den Erklärungsbedarf, warum ich Frühaufsteher bin.

Also komme ich direkt zur Sache: Morgens ist die Welt noch in Ordnung. Ich wohne in Berlin und Ruhe ist hier so fremd, wie kaum ein anderer Zustand. In einer Welt die immer lauter, schneller, bunter und schriller sein muss, hat Berlin sich tatsächlich als Hauptstadt etabliert. Gleichzeitig verlagert sich dieses ganze Treiben eher wenig auf die Morgenstunden. Viele Geschäfte machen erst um 10 Uhr oder noch später auf. Die meisten Menschen entscheiden sich auch eher für einen Start in den Tag um 9 Uhr (wenn sie denn können).

Wenn du morgens um 5 oder 6 Uhr auf die Straßen gehst, ist da ehrlich gesagt gar nichts los. Klar, der ein oder anderen Berufspendler ist schon unterwegs und hier und dort steht vielleicht ein Lieferfahrzeug. Aber wenn du um diese Zeit ein paar Meter weiter in einen Park gehst, stehen die Chancen ganz gut, dass du dort mit dir allein bist. Da Berlin sehr reich an Wasser ist, kann ich auch sehr das Szenario empfehlen, dass man sich an einen der vielen Seen stellt und einfach mal die Wellen zählt, die die paar Enten erzeugen. Je nach Jahreszeit hat so ein Sonnenaufgang am Wasser natürlich auch noch mal viel Charme.

Aber auch ohne See und Park gibt es ruhige Ecken. Ich habe noch keinen Kiez gesehen, der keine schöne Ecken hat. Manchmal gibt es Häuser, die wirklich schön mit Street-Art gestaltet sind. Manchmal gibt es Wohnblöcke, wo scheinbar alle Menschen gleichzeitig die Idee hatten, mit den schönsten Blumenkästen das Grau der Großstadt zu bekämpfen. Wenn man ungestört und allein durch die Straßen zieht, gehört einem die Welt und der Entdeckergeist erwacht quasi direkt mit dem Tag mit. Bedenkt man, wie viele Straßen und Ecken Berlin hat, wird diese Entdeckungsreise wohl auch niemals enden.

Und egal ob es eher die Straßen oder die Parks sind, ein Sonnenaufgang ist immer etwas Herrliches. Natürlich ist das ein Punkt für den Frühling oder Sommer. Schon allein, weil im Winter die Sonne zu spät – oder auch mal gar nicht aufgeht. Es heißt auch nicht umsonst goldene Stunde, wenn die Sonne tiefstehend über die Kante des Horizonts wabert und alles in warmes Licht taucht. In diesen goldenen Farbtönen einen kleinen Morgenspaziergang zu machen, ist bei mir auf jeden Fall etwas, was die Glückshormone auch gleich passend in den Tag ruft.

Eine andere Welt

Neben den offensichtlichen Vorteilen des Alleinseins und der aufgehenden Sonne, gibt es aber auch noch andere, sehr charmante Effekte beim Frühaufstehen. Lass mich dir das anhand eines klassischen Samstags näher bringen.

In der Woche haben morgens um 7 Uhr die meisten Supermärkte Hochbetrieb. Da wird noch schnell der Snack für die Mittagspause eingekauft oder das Brötchen auf die Hand… egal, hauptsache schnell noch mal shoppen. Das erzeugt naturgemäß Hektik und Stress, weil es natürlich alle eilig haben.

Am Samstag um 7 Uhr in einem Supermarkt bist du vermutlich einer von vielleicht drei Kunden. Man könnte manchmal das Gefühl kriegen, dass man in der Gemüseabteilung noch ein scheues Reh sieht, welches dort friedlich grast. Es ist nahezu friedlich.

Auch das Ladenpersonal ist um diese Zeit noch entspannt. Vielleicht sind sie auch einfach müde und deshalb still, aber welchen Unterschied macht das schon? Einkaufen wird ein viel schöneres Erlebnis, wenn alles und jeder um dich entspannt ist.

Tatsächlich sind es morgens auch immer die gleichen Leute, die man sieht und mit denen man dann interagiert. Am Beispiel des Einkaufens: Die Kassiererin kennt mich, ich kenne sie, man plaudert ein bisschen nebenbei – wieder ist die Welt gut. Würde ich tagsüber zur Rush-Hour mit ihr reden, hätte ich neben bösen Blicken sehr sicher auch ein „machen se mal ne zweite Kasse auf“ Gebrüll im Ohr.

Im Fitnessstudio ist es auch ähnlich. Wenn ich mal aufs Laufband gehe, laufen neben mir immer die selben 2-3 Personen. Dort reden wir aber nicht mal. Es ist maximal ein zunicken oder ein kurzes Lächeln. Eine kurze Geste und wir alle wissen, wir sind hier, weil Morgenstund Gold im Mund hat.

Vielleicht fragst du dich jetzt, ob ich bei so frühem Aufstehen nicht auch sehr früh müde bin. Ja, manchmal ist das so. Aber was hindert mich daran, um 21 oder 22 Uhr ins Bett zu gehen? Wenn es den Bedarf gibt, kann ich beliebig länger wach bleiben, aber in den meisten Fällen kommt doch weder was Vernünftiges im Fernsehen noch gibt es sonst einen echten Grund, bis spät in die Nacht wach zu bleiben. Und wenn ich um 21 Uhr schlafen gehe und um 5 Uhr aufstehe, dann sind das auch bequem 8 Stunden Schlaf.

Jetzt brauche ich meistens nicht mal diese 8 Stunden bin entsprechend abends länger wach oder morgens früher auf. Wieder ein Privileg meines Lebens, nehme ich an.

So oder so – mein Energielevel ist morgens mittlerweile einfach auch deutlich besser, als zum Beispiel mittags. Ich mag es auch gerne, dass ich morgens Dinge abarbeiten kann und einfach für mich bin. Aber vielleicht bist du ja eher ein Nachtmensch? Du kannst mir ja gern mal in den Kommentaren schreiben, welche Tageszeit für dich die Beste ist und warum. Ich bleibe solang dabei, dass….

Die Welt ist schön für Frühaufsteher.

Wir lesen uns beim nächsten Mal wieder.

KI Bilder, die es nicht in den Blog schaffen sollten und nun trotzdem hier sind

Hinterlasse einen Kommentar

Letzte Beiträge

Sortiert nach Kategorie

Autor des Beitrages