Du kannst ja mal deine Oma fragen, ob sie rohen Fisch gerne isst. Ihr Gesicht wird dir vermutlich sagen, dass sie dich liebt, aber du schon komische Fragen stellst. Sushi kam erst vor ein paar Jahren so richtig in Mode. Mittlerweile ist es wohl aber kaum mehr aus dem Alltag wegzudenken. Sei es bei den Lieferdiensten, im Restaurant oder auch fertig abgepackt im Supermarkt. Sushi ist überall und schon längst nicht mehr nur Fisch in Reis. Sushi kann eine ganze Menge und vor allem mir heute den Tag veredeln.

Geschmackserlebnis

Dabei war Sushi nicht immer meins. Ich mag zwar schon immer Fisch und mit Reis hatte ich auch noch nie ein Problem. Aber ich fand es doch sehr suspekt, dass der Fisch mehrheitlich kalt, roh und irgendwie ungewürzt daherkam. Ich hielt es offen gesprochen für einen Modesnack, den man nicht isst, weil er schmeckt, sondern weil es gerade cool ist.

Da Sushi aber in aller Munde ist (kleiner Scherz am Rande), habe ich mich dann irgendwann auch breitschlagen lassen und habe es probiert. Allerdings habe ich für den Start erstmal nur die harmlosen Varianten auserkoren. Das waren vorzugsweise Gurken-, Hähnchen- oder auch Kürbis-Sushi Rollen. Einerseits war das gut für mich, weil ich das alles bedenkenlos essen konnte. Andererseits konnte ich auf diese Weise live mitverfolgen, ob meine „rohen Fisch essenden“ Freunde zeitnah mit einer Lebensmittelvergiftung umfallen oder doch einfach nur satt sind. Spoiler: Sie haben das Essen allesamt sehr gut überstanden. Das Ergebnis beruhigte mich. Gleichwohl war es die Geburtsstunde der echten Neugier. Ich muss mal richtiges Sushi probieren!

Geduld und ich haben in meiner Kindheit beschlossen, dass wir uns nicht mögen. Seither leben wir beide glücklich, aber eben getrennt voneinander. Meine Chance auf die selbstauferlegte kulinarische Mutprobe in Form von Sushi kam entsprechend schnell. Müsste ich meine Gedanken in Form von Sushi beschreiben, dann war das innere der Rolle die Neugier und der Reismantel drumherum wurde durch Skepsis ersetzt.

Fairerweise muss ich sagen, dass Sushi aber generell gut aussieht und das machte es dann letztlich auch sehr leicht zu probieren. Einfach mal den Mund auf, einen Happen genommen und… hey, das schmeckt ja. Jetzt mal das gleiche mit Wasabi… hey… ZUVIEL WASABI!

Vielleicht brannte der Wasabi die Idee ein oder doch nur das Geschmackserlebnis: Aber Sushi war schlagartig mehr als trendiges Essen. Es eröffnete sich eine kulinarische Welt. Alle Sorgen und Ängste waren daher und die Begeisterung für diese neuen Geschmäcker erwachte zum Leben.

Do’s and dont’s

Wie es dann eben so ist, wenn man eine neue Welt entdeckt: Ich wollte direkt alles erkunden. Dabei muss ich gestehen, dass ich gleich mit der nächsten Herausforderung bereits meine Frustrationsgrenze justieren musste. Es mag so sein, dass man ein paar Sushi-Varianten mit den Fingern essen darf. Ich wollte aber unbedingt lernen mit Stäbchen zu essen.

Ich spiele mein gesamtes Leben Gitarre und man sollte meinen, dass ich etwas Geschick und ein gewisses Maß an Fingerfertigkeit mitbringen. Tatsächlich habe ich einfach eine sehr geduldige Ehefrau, die aus Gründen bereits wusste wie man mit Stäbchen isst und es mir liebevoll beigebracht hat. Ich halte das mal kurz – es war ein steiniger Weg. Egal – heutzutage kann ich problemlos mit Stäbchen jedes noch so kleine Reiskorn aufheben. Der Erfolg.

Ansonsten darf ich berichten, dass auch Wasabi zu den Dingen gehört, an die ich mich noch rangrooven musste. Mir war durchaus klar, dass Wasabi scharf ist und ich mich entsprechend vorsichtig verhalten sollte. Aber manchmal landet dann eben doch etwas mehr von der grünen Paste auf dem Sushi, als eigentlich gedacht war. Als echter Kerl korrigiere ich solche Banalitäten natürlich nicht, sondern lebe die nächsten Minuten lieber mit Tränen in den Augen.

Es war auch Sushi, was mir dann irgendwann die Kombination aus Fisch, Reis und Avocado näher brachte. Bis dahin war Avocado bestenfalls in Form von Guacamole zu mir durchgedrungen. Bei Sushi wird aber schnell klar, warum es Avocado und nicht Avocadont heißt. Man hat neben dem frischen Fisch auch noch eine subtile gemüsige Note und ich finde das einfach großartig.

Was für mich leider gar nicht recht funktionieren will, ist Sojasauce. Meine Freunde und meine Frau schwören darauf, ihr Sushi in Sojasauce zu ditschen. Dieser Zauber geht völlig an mir vorbei. Für mich schmeckt das dann viel zu salzig und übertüncht all das, was ich sonst am Sushi gut finde. Mir muss ja aber auch nicht alles schmecken.

Der erste Sushi-Kurs

Letztes Jahr habe ich zum Geburtstag dann einen Sushi-Kochkurs geschenkt bekommen. Auch hier schlug mein männliches Gen erstmal vollkommen zu, denn ich habe den Kurs erstmal eine ganze Weile nicht gebucht. Jetzt war es aber doch endlich so weit und ich darf nun mit Fug und Recht behaupten, dass ich deutlich mehr Verständnis von der Materie habe.

Es ist aber auch eine kleine Wissenschaft für sich. Wusstest du, dass diese Algenblätter eine raue und eine glatte Seite haben? Und das es wichtig ist, ob die Maserungen auf dem Papier horizontal oder vertikal verlaufen? Für mich war das alles Neuland.

Aber so saß ich da, lernte wie man klassische Makirollen dreht aber auch, wie man die modernen „Inside-out“ Sushirollen herstellt. Wenn man den Dreh erstmal raus hat, ist das eigentlich auch gar nicht so schwer. Es braucht nur den passenden Reis, ein paar gute Zutaten und einen Sushi-Meister, der die Unfälle korrigiert, die ich da teilweise gebaut habe.

Tatsächlich stellte ich mich aber gar nicht sooo blöd an. Lediglich beim ein paar Tempura-Rolls verlies mich dann das Geschick und der Reis fiel ein wenig ab. Ansonsten hatte ich nach etwas mehr als 3 Stunden Kochkurs ein ganz ansehnliches Tablett voll mit allerlei Sushi-Varianten. Ich durfte sogar für eine Rolle etwas Lachs flambieren. Mit Feuer spielen, macht natürlich immer was her in der Küche.

Der Sushi-Chef vor Ort konnte mir dann übrigens auch noch mit der Sojasaucen-Problematik helfen. Er erklärte, wenn man beispielsweise Nigiri isst (das ist dieses Sushi, wo der Fisch einfach auf dem Reis liegt), dann tunkt man nur leicht den Reis in die Sauce. Dann muss man aber darauf achten, dass der Fisch zuerst die Zunge berührt. Denn dann schmeckt zuerst der Fisch und die Sojasauce verfeinert. So kann auch ich endlich was mit Sojasauce anfangen.

Am Ende des Tages konnte ich nun viel zu viel selbstgemachtes Sushi essen, bin etwas schlauer beim Zubereiten und denke sehr stark, dass der Tag kommen wird, an dem ich mit Freunden einen Sushiabend einplanen werde, an dem wir das Sushi selbst machen. Ich freue mich jetzt schon drauf.

Wie war das bei dir? Warst du schon immer Sushi-Fan oder musstest du dich auch erst dahin entwickeln? Lass es mich gern mal in den Kommentaren wissen. Und falls du eine Idee für einen weiteren Kochkurs für mich hast – ich bin da zurzeit sehr offen für Vorschläge.

Die Welt ist gut, weil es Sushi gibt.

Wir lesen uns beim nächsten Mal.

Und wieder ein paar KI-Bilder, die lieber nicht hier sein sollten, es aber jetzt sind.

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