Dafür, dass dieser Blog sich um die schönen Dinge der Welt und des Lebens drehen soll, hat es nun doch ganze vier Beiträge gebraucht, bis ich einem der offensichtlichsten meiner Glücksbringer komme. Die Rede ist selbstverständlich von Gitarren. Neben meiner Frau und zwei Katern wohnt bei uns auch ein ganzen Rudel von Gitarren. Eine steht neben dem Arbeitsplatz, eine liegt an der Couch, vier hängen im Arbeitszimmer an der Wand drei stehen dekorativ in der Gegen rum. In meinem Kopf nehmen Gitarren dann sogar noch mehr Platz ein und das ist auch gut so.
Ohne Zweifel ist eine Gitarre eines der bekanntesten Instrumente in unseren Kulturkreisen. Jeder kennt jemanden, der Gitarre spielt und noch mehr Leute kennen unzählige unvergessliche Gitarrenstücke. Für mich ist eine Gitarre vielleicht aber noch ein bisschen mehr. Was genau alles dahinter steckt, will ich dir gern heute verraten.

Auf der anderen Saite
Eigentlich ist das Thema doch nicht passend für den Blog. Die Idee ist ja, dass ich in 5 Minuten darlege, warum ein Glück ein Glück ist oder warum die Welt durch etwas schöner wird. Bei Gitarren könnte ich vermutlich stundenlang berichten und schwärmen und hätte trotzdem nicht mal ein Bruchteil von dem erzählt, was sie mir bedeuten.
Es begann vor einer kleinen Ewigkeit. Als ich gerade in die 5. Klasse kam, waren die Jungs um mich allesamt begeistert von zwei Dingen: Fußball und Gitarren. Mit Fußball konnte ich mich relativ schnell arrangieren. Bei Gitarren war das so eine Sache. Es war überhaupt kein Problem mal eine in der Hand zu halten aber das was ich am Anfang damit produzierte kann man nicht mal gutgemeint Krach nennen.
Eine kurze Weile konnte ich mich damit begnügen zuzuschauen, wie meine Freunde ihr Fundament für die große Rockstarkarriere legten. Aber eben nur einen kurzen Moment. Das Kribbeln in den Fingern wurde immer mehr und letztlich passierte das, was passieren musste. Ich bekam meine erste eigene Gitarre.
Mehr als ein Instrument
Weil meine Eltern auch ziemlich genau wussten, dass ich nur rumblödel, wenn sie mich nicht auf die richtige Bahn lenken, gab es zu der ersten Gitarre auch gleich den ersten Gitarrenunterricht. Ehe ich es mich versah, ging ich nicht nur aufs Gymnasium sondern nachmittags noch in eine Musikschule. Damals war das etwas belastend für den Freiheitsdrang eines pubertierenden angehenden Rockstar. Heute bin ich sehr dankbar drüber, dass ich direkt mit Musiktheorie gequält wurde. Ob meine Eltern damals schon ahnten, dass sie mir Baustein für unendliche viele Lebenslagen mitgegeben haben? Ich weiß es nicht, aber ich mag die Idee, dass sie sowas erhofften.
Als kleine Striptease der Vergangenheit: Ich war wie viele Kinder. Irgendwie unsicher, ohne Orientierung und sozial wohl auch mindestens… ich sag mal durchwachsen kompatibel. Mit der Gitarre in der Hand kann ich rückblickend sagen, habe ich im wahrsten Sinne des Worte ein Instrument in die Hand bekommen. Ich wusste relativ schnell, dass das genau mein Ding ist. Erst lernte ich ein paar Noten, dann ein paar Akkorde und dann, dass ich mit beidem auch echt gut Emotionen ausdrücken und erzeugen kann. Meine Finger auf einem Griffbrett und ein paar Saiten waren der Schlüssel, der eine neue Welt öffnete – wenn auch erstmal nur für mich.
Rock on
Ich habe eine Weile wie besessen an der Gitarre gesessen. Für die Schule lernen fiel mir immer schwer. Stundenlang an der Gitarre sitzen und spielen bis die Finger bluten? Kein Problem! Es dauerte dadurch auch nicht lange, bis ich mir zutraute in einer Band zu spielen. Neben und mit anderen Spielen förderte und forderte mich noch mal zusätzlich. Ganz nebenbei hat mir die Gitarre damit auch geholfen irgendwie sozial zu werden.
Je älter ich wurde, desto professioneller wurden auch die Bands, in denen ich spielte. Bis zu dem Punkt, dass ich irgendwann neben der Ausbildung 4-7x pro Woche im Proberaum stand und entgegen der Klischee sehr wenig Partys feierte – dafür aber einen Song nach dem anderen mit meinen Jungs schrieb. Wir hatten sogar mal ein paar Songs in einem richtigen Tonstudio aufgenommen. Soweit ich weiß, wurde davon nie etwas veröffentlicht aber trotzdem war auch das eine sehr coole Erfahrung.

Zum großen Durchbruch hat es dann ehrlicherweise nie gereicht. Ein paar kleine Bühnen in Jugendclubs hier und ein paar winzige Auftritte in irgendwelchen Dörfern dort – das ist alles. Aber auch wenn ich nie vor einem großem Publikum spielen konnte, waren viele Auftritte einfach grandios und solang man auf einer Bühne steht und sich die Seele aus dem Leib spielt, ist es eigentlich auch egal, ob 10 oder 10.000 Menschen vor dir stehen.
Rock off
Tja und dann kam irgendwann der Moment, wo ich da stand und man mir einen Job angeboten hat und ich die Wahl hatte: Willst du einen Auftritt oder willst du Geld verdienen (und vielleicht deine Wohnung bezahlen, Essen im Kühlschrank und den ganzen anderen Luxus, der bislang eher schwierig war)? Der Umstand, dass du gerade kein Musikmagazin- sondern meinen Blog liest, verrät wohl, wie ich mich entschieden habe.
Nüchtern betrachtet wohl die vernünftige und auch richtige Entscheidung. Fakt ist aber auch, dass ich heute noch jeden Tag die Gitarre in der Hand habe und völlig automatisch ein paar Songs spiele.
Ich habe dabei das Glück, dass ich im Homeoffice arbeiten darf und mein Headset zum telefonieren so einen genialen Filter hat, dass man meine Gitarre nicht hört, wenn ich mal telefoniere. Wenn es der Tag oder mein Kopf verlangen, kann ich als theoretisch so gut wie immer spielen. Ein echtes Privileg.
Ein kleiner Fun Fact: Ich gehöre musikalisch noch immer in eine ehe härtere Ecke. Metal oder auch deftiger Punkrock sind mir nicht fremd. Allerdings bin ich bei der Gitarre inzwischen doch hauptsächlich bei einer Westerngitarre gelandet. In der Folge bedeutet das, wenn ich gerade mal einen guten Song höre und mit spielen mag, muss ich zwangsläufig aus den dröhnenden verzerrten Gitarre eine Lagerfeuervariante machen. Manchmal beschleicht mich der Gedanke, dass ich ein Best-of der Lagerfeuersongs, die einst einmal „Metal“ waren, aufnehmen sollte. Aber solche Aufnahmen würden viel Arbeit bedeuten und ehrlicherweise mag ich zurzeit nur spielen, um zu spielen. Das gibt mir einfach mehr.
Zur ganzen Wahrheit gehört am Ende, dass die Gitarre mittlerweile meine erste Abwehr gegen schlechte Gedanken und miese Laune ist. Wenn ich merke, dass die Welt und ich sich nicht in die selbe Richtung drehen, reicht es manchmal, wenn ich meine Lieder spiele. Mitunter vergehen dann Minuten oder auch mal eine Stunde aber danach ist es oft auch besser.
Fun Fact Nummer 2: Dieser Beitrag hat wirklich lange beim Erstellen gebraucht, weil ich nebenbei immer wieder Gitarren spielen musste. Der Einfluss einer Gitarre ist also vielleicht nicht immer förderlich aber ich denke, dass kann ich gut akzeptieren.
Wie es bei dir? Hast du ein Instrument, in dem du dich verlieren kannst? Wolltest du vielleicht auch schon immer mal die Person sein, die eine Party sprengt, weil sie völlig unpassend anfängt Wonderwall zu spielen? Lass es mich gern in den Kommentaren wissen.
Die Welt ist schön, weil es Gitarren gibt!
Wir lesen uns beim nächsten mal wieder.






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